EV. LUTH. KIRCHENGEMEINDEN

Hechlingen am See / Hüssingen / Degersheim

Die Hochzeit von Kana mit dem Bild von Bartolomè Esteban Murillo

 

 

 

Lesungstext: Johannes 2,1-11

1 Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. 2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. 3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4 Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. 5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. 6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. 7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. 8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. 9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam 10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. 11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

 

Für Bild bitte hier anklicken:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:The_Barber_Institute_of_Fine_Arts_-_Bartolom%C3%A9_Esteban_Murillo_-_The_Marriage_Feast_at_Cana.jpg

Heute möchte ich Ihnen etwas zu dem Bild erzählen. Gemalt wurde es von Bartolomè Esteban Murillo, einem der bekanntesten Maler des Barocks. Der Barock war eine Zeit der Widersprüche und Kontraste. Adel, Prunk und Lebensgenuss stehen Armut, Gewalt und Tod gegenüber. Beide Seiten zeigen sich auch sehr deutlich im Leben von Murillo. Geboren wurde er 1617 als jüngster Sohn in einer Familie von 14 Kindern. Er wuchs im bunten Sevilla auf, einer der wohlhabenden Metropolen Spaniens, die durch den Handel vor allen mit den sogenannten Kolonien zum Wohlstand gekommen war. Mit nur 9 Jahren verlor er den Vater, mit 10 die Mutter. Er wuchs dann als Waise bei einer seiner Schwestern auf. Bei der Pestepedemie von 1649 starb die Hälfte der Stadtbevölkerung. Er heiratete, bekam mit seiner Frau 10 Kinder, von denen er einige aber früh begraben musste.

Er wurde ein berühmter und anerkannter Maler. Murillo kam zu großem Wohlstand, an dem er andere teilhaben lies. Auch für diese Großzügigkeit war er bekannt. Nach dem Verlust seiner Frau war er ein Jahr lang nicht in der Lage wieder zum Pinsel zu greifen.

Daraufhin änderte er sein Leben radikal und schloss sich einem Orden an. Während dieser Zeit fand er wieder zu sich. Hier entstanden einige seiner beeindruckendsten Gemälde. Auch das, das Sie vor sich haben: Die Hochzeit zu Kana. Ein Freudenfest entstand da auf der Leinwand. Mit leuchtenden Farben malte er das opulente Festmahl auf die Leinwand. Liebevolle Details sind zu entdecken. Weiße Tischdecken mit Spitze sind zu sehen, ein kleiner Hund sitzt im Vordergrund. Ein roter Baldachin scheint über dem Brautpaar zu schweben. Der frisch gebackene Ehemann schaut auf seine Frau. Ja, die beiden sind in der Mitte des Bildes platziert – es ist ja schließlich ihre Hochzeit, aber jemand anders steht im Mittelpunkt. Auf der linken Seite der Festgesellschaft sieht man Jesus, sein Gesicht wird von einem zarten Leuchten umkränzt. Sein nackter Fuß, sein Körper ist den Krügen auf dem Boden zugewandt. Er deutet mit der Hand, scheint Anweisungen zu geben.

Was ist passiert? Das, was jeder Gastgeber fürchtet. Der Wein ist aus. Maria ist in der Geschichte diejenige, die handelt, sie spricht ihren Sohn auf diesen Mangel an. Es ist nicht die rechte Stunde, sagt Jesus. Oder doch? Maria weiß, ihr Sohn wird handeln. Folgt seinen Anweisungen, sagt sie. Das tun die Dienstboten auf dem Bild. Sie bringen Krüge mit Wasser herbei. Und das erste Zeichen Jesu, von dem das Johannesevangelium berichtet, geschieht. Wasser wird zu Wein. Seine Herrlichkeit scheint hier zum ersten Mal auf. Und seine Jünger glaubten an ihn, heißt es. Hier wird ihnen vielleicht zum ersten Mal wirklich vor Augen geführt, wem sie da folgen. Was dieses erste Zeichen verheißt. Es ist ein Zeichen der Fülle während eines Freudenfestes, ein Zeichen dafür, dass bei und mit Jesus Dinge möglich sind, die sich uns entziehen. Ein Zeichen dafür, dass Gott unter ihnen ist.

Dieses bunte, hoffnungsfrohe Bild malte Murillo. Dieses Bild hatte er in sich getragen und zum Ausdruck gebracht. Murillo musste in seinem Leben so manchen harten Schlag hinnehmen, er hatte seine Erfolge, er hatte Rückschläge. Nach dem Verlust seiner Frau malte er erst mal nicht mehr. Er muss sich also leer und inhaltslos gefühlt haben, wie einer der leeren Weinkrüge auf dem Bild. Doch dann kam der Zeitpunkt, an dem Murillo wieder etwas in sich entdeckte. Er muss wieder eine Fülle in sich gespürt haben, eine Fülle an Kreativität, an Hingabe und Kraft dieses Werk und viele weitere zu schaffen. Dieses Werk, das von der Fülle und vom Leben erzählt, das Gott schenkt. An dem er die Menschen teilhaben lässt.

Ich stelle mir vor, wie der Maler den Verlust seiner Eltern in den einen Krug füllt. Die sicher traumatischen Erlebnisse der Pest in den nächsten. Den Verlust seiner Kinder. Den Tod seiner Frau in den nächsten Krug.

Ich stelle mir vor, wie ich Sorgen in die Krüge geben. Wie jeder und jede von uns das, was ihn oder sie belastet in einen Krug geben kann. Einen Verlust. Sorgen. Über die finanzielle Existenz, Sorgen um die Kinder, Sorgen aufgrund der Pandemie, ein Zerwürfnis. Und diese Krüge werden neu gefüllt. Wenn ich meine Sorgen Gott anvertrauen kann, auf ihn und sein Handeln hoffe, dann kann sich Wasser in etwas Neues wandeln, dann kann Wasser zu Wein werden. Dann können wir teilhaben an dieser Fülle, die uns Jesus durch sein Zeichen verspricht. So wird Wasser zu Wein, zum Zeichen der Freude und der Fülle in Ewigkeit. Amen.

 

Gebet

Schöpfer des Lebens, ich danke dir für diesen neuen Tag.

Hilf mir, deinen Willen zu erkennen und zu tun.

Gib mir Kraft für die Aufgaben, die mir gestellt sind.

Gib mir Mut für die Schritte, die ich tun muss.

Lass mich teilhaben an deiner Fülle.

Lass mich erfahren, dass du mir nahe bist in allem, was heute geschieht. Amen.

 

Segen

Der Gott der Hoffnung aber

erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben,

dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung

durch die Kraft des Heiligen Geistes.“ (Römer 15,13)