EV. LUTH. KIRCHENGEMEINDEN

Hechlingen am See / Hüssingen / Degersheim

Pfingsten - Fest des Heiligen Geistes und der Kirche                      zum Anhören

 

Im Gottesdienst gesungene Lieder:

Nach der Begrüßung: O Komm, du Geist der Wahrheit (EG 136, 1+7)

Nach der Lesung: O Heiliger Geist, o heiliger Gott (EG 131, 1+2)

Nach dem Segen: Geh unter der Gnade (KAA 0116, 2+3)

 

Ein großes Dankeschön an Dieter Hausmann an der Orgel!

 

Wochenspruch: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth.“ (Sach 4,6b)

 

Lesungstexte:

  • Psalm 118,24-29
  • Altes Testament: 1. Mose 11,1-9
  • Evangelium: Johannes 14,15-27

 

Liebe Gemeinde,

Unser heutiger Predigttext beschreibt den Anfang unserer Kirche (Apg.2): Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle beieinander an einem Ort. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde verstört, denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, Galiläer? Wie hören wir sie denn ein jeder in seiner Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die da wohnen in Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asia, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Römer, die bei uns wohnen, Juden und Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden. Sie entsetzten sich aber alle und waren ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins.

 

Pfingsten. Das Kommen des Heiligen Geistes, auf den die Jünger sehnsuchtsvoll gewartet haben. Wie anders hätten sich die Jünger verhalten können! Jesus, ihr Freund, ihr Retter, hatte sie endgültig verlassen. Sie sehen ihn nicht mehr. Sie hören ihn nicht mehr. Der versprochene Tröster, der Heilige Geist, ist noch nicht da. Sie hätten sich in Verzweiflung hineinsteigern können. In genau dieses Gefühl der Verlassenheit. Hilflos zu sein. Wie viel macht doch die Haltung aus, in der wir leben. Wie sehr beeinflusst unser Denken unser Sprechen und Handeln.

Ich habe Ihnen eine Geschichte über die Macht der Gedanken mitgebracht. Sie stammt von Paul Watzlawick. Er war Philosoph, Philologe und Psychoanalytiker und sein Buch: „Anleitung zum Unglücklich sein“ erschien bereits 1983: „Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie Ihren Hammer".“

Der Mann erwartet von seinem Nachbarn das Schlechteste. Er steigert sich in seine Gedanken, in seine Unterstellungen so hinein, dass sie für ihn zur Realität werden. Und seine Gedanken setzt er dementsprechend in die Tat um. Wie anders ist die Haltung der Jünger. Den Tröster, den heiligen Geist, hat Jesus Ihnen versprochen. Er wird kommen, um sie zu leiten und zu inspirieren. Das glauben sie. Das wissen sie. Die Jünger warten. Sie sind voller Hoffnung und Zuversicht. Und der Geist kommt wie ein Sturmwind über sie. Die zusammenströmende Menge sieht und hört sofort die Veränderung, die in den Jüngern vorgegangen ist. Sie sprechen aus einem Geist heraus. Sie sprechen von Gott und jeder hört es in seiner eigenen Sprache. Der Geist verbindet über Sprachgrenzen und Nationalitäten hinweg. Diese mächtige Erfahrung strömt über auf Andere. Sie verbindet die Menschen vor Ort zu unser aller Anfang, dem Anfang des Christentums. Am Anfang war es nur eine Handvoll. So hat unsere Geschichte angefangen. Auf jeden Einzelnen kam es an. Mit seinem und ihren Leben hat jeder und jede Gott und seine Liebe bezeugt und die Botschaft davon in die Welt hinausgetragen.

Petrus und die Jünger sehen ihren Weg nun klar vor sich. Im Predigttext heißt es weiter: Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, vernehmt meine Worte! Denn diese sind nicht betrunken,wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde des Tages; sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5): »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis verwandelt werden und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. Und es soll geschehen: Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.«

 

Nicht Trunkenheit ist es, die aus den Jüngern spricht, sondern sie sind trunken vor Begeisterung und Hoffnung. Sie haben die Botschaft Gottes verinnerlicht und tragen sie nun in die Welt hinaus. Sie machen keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen, Reichen und Sklaven, den verschiedenen Sprachen und Nationalitäten. Es ist das, was die Urgemeinde von Anfang an angelegt war und was sich durchsetzte: ihre Offenheit gegenüber ihren Nächsten, den Nachbarn, und vor allem auch im Unbekannten den Nächsten zu sehen. Sie wissen, Jesus ist einerseits für die gesamte Menschheit auf die Welt gekommen anderseits ging es dabei von Anfang an auch um jeden Einzelnen davon.

Die Jünger lassen sich zukünftig nicht unterkriegen von all den Anfeindungen, Berdohungen und Krisen. Sie tragen die Botschaft weiter. Sie überzeugen durch ihr Leben, ihre Haltung. Sie finden die rechten Worte um andere zu inspirieren und den Geist von Pfingsten weiterzugeben. Unsere Kirche setzt sich aus vielen Millionen Menschen zusammen. Was wäre die Kirche ohne diese Menschen? Menschen die den Geist von Pfingsten weitertragen, die vor Ort die Gemeinschaft unterstützen und Teil davon sind. Pfingsten lädt ein, darüber nachzudenken, in welcher Sprache wir denken und sprechen: die Sprache der Angst und des Misstrauens oder die der Liebe. In welcher Haltung lebe ich? Die Jünger finden klare Worte für das, was sie stützt und trägt. Sie leben auf Hoffnung hin. Jesus hat es ihnen versprochen: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Das ist der Geist von Pfingsten. Für uns alle und für einander. Amen.

 

Fürbitte

Gott, wir danken dir für deinen Heiligen Geist. Lass uns durch ihn erfahren,

was du Wunderbares für uns getan hast.

Wir bitten dich für deine Welt. Für deine Schöpfung, die Bewahrung braucht.

Für deine Menschenkinder, die von Hunger, Angst, Krieg und Krankheit gequält werden,

dass sie Heilung, Hoffnung und Frieden finden.

Wir bitten dich für die verschiedenen Konfessionen,

dass sie aufeinander zugehen und dich als ihren gemeinsamen Grund feiern.

Wir bitten dich für unsere Gemeinden,

dass sie sich begeistern lassen von deinem Geist der Gemeinschaft,

dass sie im gemeinsamen Beten und Leben deine Botschaft verkünden.

Wir bitten dich für uns alle, dass wir die Flamme deiner Liebe in unserem Leben spüren,

dass wir daraus Kraft und Motivation schöpfen füreinander da zu sein.

Dass wir achtsam miteinander umgehen und uns von deinem Geist tragen lassen.

Wir bitten dich: Dein Geist komme und erfülle uns. Amen.

 

So gehen wir in den heutigen Tag und die kommende Woche mit dem Segen Gottes:

Der Herr segne euch und behüte euch; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über euch und gebe euch Frieden. Amen.